Ob Weihnachtsbaum, Bescherung oder das Jesuskind in der Krippe: All diese Weihnachtsbräuche gehören zu einem typisch deutschen Weihnachtsfest. Aber woher stammen diese Bräuche rund um Weihnachten und seit wann sind sie uns zur schönen Gewohnheit geworden? Außerdem: Welche kuriosen und witzigen Weihnachtsbräuche gibt es in anderen Ländern?
Inhaltsverzeichnis
- Wo hat das Weihnachtsbrauchtum seinen Ursprung?
- Welche Weihnachtsbräuche gibt es in Deutschland in der (Vor-)Weihnachtszeit und der nachweihnachtlichen Zeit?
- Adventszeit
- Nikolaus
- Weihnachtsmann
- Adventskranz
- Weihnachtsbaum
- Krippe
- Weihnachtsmarkt
- Bescherung
- Weihnachtssingen
- Weihnachtsessen
- Adventsplätzchen
- Heilige Drei Könige (Epiphanias)
- Welche kuriosen & witzigen Weihnachtstraditionen gibt es in anderen Ländern?
- Polen
- Schweden
- England
- Griechenland
- Russland
Wo hat das Weihnachtsbrauchtum seinen Ursprung?
Weihnachtsbrauchtum nennt man feste und charakteristische Bestandteile des Weihnachtsfestes. Seinen Ursprung hat das Fest in der Geburt Jesu, allerdings gehen einige Bräuche auf ältere Winter- und Lichtbräuche zurück. Bereits in der Antike feierten die Ägypter und andere Hochkulturen am Tag der Wintersonnenwende (21. Dezember) die Geburtstage ihrer Gottheiten. Um 500 vor Christus erklärten die Römer den 25. Dezember zum Geburtstag ihres Sonnengottes und die Germanen feierten ein Jul-Fest. Die Kirche verurteilte das Fest der Sonnenwende allerdings als heidnischen Brauch und verbot es. Doch das Fest war zu stark in der Gesellschaft verankert. So entschieden die Kirchenoberen, das Fest Jesus zu widmen. Seither begehen Christen in der ganzen Welt statt des Wintersonnenwende-Festes Jesu Geburtstag am 25. Dezember. Wie jedes Brauchtum unterscheiden sich auch die Weihnachtsbräuche von Region zu Region und sind einem ständigen Wandel unterworfen.
Welche Weihnachtsbräuche gibt es in Deutschland in der (Vor-)Weihnachtszeit und der nachweihnachtlichen Zeit?
Adventszeit
Die Adventszeit (aus dem Lateinischen für "die Ankunft") war ursprünglich – vermutlich ab der Mitte des 4. Jahrhunderts – eine Zeit des Fastens und der Buße zwischen dem Martinstag (11. November) und dem Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar, an dem man damals die Geburt Jesu feierte. Die Adventszeit, wie wir sie heute kennen, mit ihren vier Sonntagen vor Weihnachten, geht auf Papst Gregor den Großen (540-604) zurück. Er legte die Zahl der Adventssonntage von sechs auf vier fest. Mit dem ersten Adventssonntag beginnt auch das Kirchenjahr in der katholischen und evangelischen Kirche.
Nikolaus
Dass wir heute am 6. Dezember den Nikolaustag feiern, an dem Kinder ihre Stiefel vor die Tür stellen, haben wir dem heiligen Bischof von Myra zu verdanken, der im 3. Jahrhundert in Lykien (heutige Türkei) geboren und auf den Namen "Nikolaus" getauft wurde. Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Sieg des Volkes". Um den Bischof und den Ursprung des Nikolaustags ranken sich viele Legenden. Der Todestag des heiligen Nikolaus soll der 6. Dezember sein, weshalb dieser Tag heute in Erinnerung an seine guten Taten als Feiertag begangen wird. Mehr erfahren Sie in unserem Beitrag "Warum feiern wir Nikolaus".
Oft erzählt wird die Geschichte von dem alten Mann, dem das Geld für die Heirat seiner Töchter fehlte. Daher wollte er sie in die Prostitution schicken. Als Nikolaus davon erfuhr, half er den Mädchen, indem er Gold in den Kamin warf. Sie fanden dieses in ihren Socken und Stiefeln wieder, die dort zum Trocknen aufgehängt waren. So konnte er sie vor ihrem Schicksal bewahren. Der Weihnachtsbrauch des heiligen Nikolaus ist daher an die Legende der Jungfrauen angelehnt. Und so soll der Nikolaus seither an jedem 6. Dezember durch den Kamin kommen und die braven und artigen Kinder beschenken.
Weihnachtsmann
Den Weihnachtsmann gibt es noch nicht lange, er ist eine Erfindung der Neuzeit. Früher brachte nämlich der Nikolaus an seinem Gedenktag, dem 6. Dezember, die Geschenke. Die Kinder stellten abends ihre Schuhe auf und am nächsten Morgen waren diese mit Nüssen, Äpfeln und Süßigkeiten gefüllt. Daneben gab es auch den Einkehrbrauch, bei dem der Nikolaus, begleitet von Knecht Ruprecht (in Österreich "Krampus" genannt), ins Haus kam. Historisches Vorbild für den Nikolaus der Weihnachtszeit ist der heilige Nikolaus. Doch dem Reformator Martin Luther missfiel der katholische Heilige als Überbringer von Geschenken und so wurde ein neuer, protestantischer Gabenbringer geboren: das Christkind. Dieses brachte die Geschenke nun am 24. oder 25. Dezember.
Dennoch war der Nikolausbrauch nicht verschwunden und machte dem Christkind im 19. Jahrhundert Konkurrenz. Bilder des alten Nikolaus lieferten schließlich die Vorlage für den Weihnachtsmann. Erstmalig Erwähnung findet er in dem Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" von Hoffmann von Fallersleben.
Adventskranz
Ein Adventskranz schmückt in der Vorweihnachtszeit zahlreiche deutsche Stuben. Der Weihnachtsbrauch des Adventskranzes geht auf den evangelischen Theologen und Sozialpädagogen Johann Hinrich Wichern zurück. Der Theologe hielt im 19. Jahrhundert im Waisenhaus "Rauhes Haus" in Hamburg Andachten ab und veranschaulichte die Zeit bis zum Weihnachtsfest mit 24 Kerzen auf Tannengrün und zusätzlichen vier größeren Kerzen für die Adventssonntage. Heute besteht der Adventskranz aus einem dicken Kranz aus Tannengrün und vier Kerzen zur Dekoration, von denen an jedem Adventssonntag eine mehr angezündet wird.
Weihnachtsbaum
Im Mittelalter hängten die Menschen in der Weihnachtszeit Tannenzweige oder Misteln als Zeichen für neues Leben im Winter auf. Außerdem sollten mit diesem Weihnachtsbrauch böse Geister vertrieben werden. Erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts fand ein kompletter Weihnachtsbaum erstmalig Erwähnung. Er war mit Lebkuchen, Nüssen und Äpfeln verziert und stand im Freiburger Heilig-Geist-Spital. Im Mittelalter stellte man Weihnachtsbäume im Freien auf und nannte Sie Weihnachtsmaien. Erst um 1800 hielten die ersten Tannenbäume Einzug in deutsche Wohnzimmer, zunächst aber vor allem in protestantischen Familien, da für Katholiken die Weihnachtskrippe wichtiger war.
Krippe
Am Weihnachtsabend versammelt sich die Familie um die Weihnachtskrippe und gedenkt der Geburt Jesu. Eine Weihnachtskrippe zeigt die Szene dieses Ereignisses in der Heiligen Nacht. Doch woher stammt die weihnachtliche Tradition, eine Krippe aufzustellen. Der Ursprung der Krippe liegt im 13. Jahrhundert bei Franz von Assisi, der in Greccio eine Krippe mit einem lebendigen Esel und einem Ochsen aufbaute und Heu dazugab. Ab dem 16. Jahrhundert verbreiteten die Jesuiten die Krippe dann in ganz Europa.
Die Krippe wuchs im Laufe der Zeit: Hirten, Engel und die Heiligen Drei Könige kamen hinzu, außerdem wurden die Figuren kleiner. Im 19. Jahrhundert wurde es zur Tradition, dass auch Familien daheim Krippen aufstellten. Bis dahin kannte man sie nur aus Kirchen und das Aufstellen zu Hause geschah zunächst ausschließlich in Gegenden, wo Katholiken die Mehrheit stellten. In protestantischen Landstrichen war der Weihnachtsbaum der Mittelpunkt des weihnachtlich geschmückten Wohnzimmers.
Übrigens: Neben den klassischen Weihnachtskrippen gibt es auch sogenannte Jahreskrippen (mit anderen Szenen aus dem Leben Jesu), die in einigen Regionen aufgestellt werden.
Krippensets | Krippenfiguren-Sets | Krippenställe |
Weihnachtsmarkt
Heute finden in vielen Orten in der Vorweihnachtszeit Weihnachtsmärkte statt. Im Spätmittelalter waren diese Märkte meist eintägige Verkaufsmessen, auf denen die Menschen Fleisch und feine Produkte für die Winterzeit kaufen konnten. Später ergänzten Korbflechter, Zuckerbäcker und Spielzeugmacher das Warensortiment. So konnte man dort ebenfalls Geschenke für die Kinder kaufen. Auch süße Leckereien wie geröstete Kastanien oder Nüsse wurden angeboten. Die bekanntesten Weihnachtsmärkte in Deutschland sind der Nürnberger und Dresdner Christkindlmarkt.
Bescherung
Früher fand die Gabenverteilung am 6. Dezember, dem Nikolaustag, statt. Am eigentlichen Weihnachtsabend gab es dann oft keine Präsente mehr. Die Protestanten sorgten dafür, dass der Brauch des Schenkens nach der Reformation auf Heiligabend verlegt wurde, da ihnen die Heiligenverehrung der katholischen Kirche fremd ist. Dem Deutschen Atlas der Volkskunde zufolge brachten 1930 das Christkind (überwiegend in Süden und Westen) und der Weihnachtsmann (vorwiegend im evangelischen Norden) die Geschenke.
Weihnachtssingen
Was wäre die Weihnachtszeit ohne weihnachtliche Lieder? Im Advent ist das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern ein schöner Weihnachtsbrauch. In vielen Kirchengemeinden kommen die Gläubigen zudem an einem Sonntag der Weihnachtszeit zusammen und lauschen den Chören der Gemeinde, die die schönsten Weihnachtslieder zum Besten geben.
Weihnachtsessen
Weihnachten ohne ein aufwändiges Weihnachtsmahl im Kreis der Familie mit Weihnachtsgans oder Karpfen sowie den speziell für die Weihnachtszeit hergestellten Plätzchen scheint undenkbar. In manchen Regionen kommen an Heiligabend traditionell einfache Speisen wie Würstchen mit Kartoffelsalat oder Eintopf auf den Tisch.
Adventsplätzchen
In vielen Familien gehört das Backen von Weihnachtsplätzchen zu einer liebevoll gepflegten Tradition – vor allem wenn Kinder zum Haushalt gehören. In der Adventszeit gebacken wurde schon in der Zeit vor Christi Geburt. Damals stellten die Kelten ein Opferbrot her, das sie an Schnüren aufhängten. Es handelte sich um einen flachen Fladen aus Mehl und Honig, der aus Anlass der Wintersonnenwende gebacken wurde und vor Dämonen schützen sollte.
Heilige Drei Könige (Epiphanias)
Am 6. Januar feiert die katholische Kirche die Heiligen Drei Könige, die drei Weisen aus dem Morgenland. Im Volksmund wird dieser Festtag auch "Dreikönig" oder "Dreikönigstag" genannt. Bis zum 4. Jahrhundert wurde am 6. Januar das Fest "Epiphanias" (Erscheinung des Herrn) begangen. In manchen Ländern, etwa in Spanien, findet an diesem Tag auch die weihnachtliche Bescherung statt, und nicht bereits am 24. Dezember. Erfahren Sie mehr über die drei Weisen in unserem Beitrag über die Heiligen Drei Könige.
Welche kuriosen & witzigen Weihnachtstraditionen gibt es in anderen Ländern?
Nachdem nun die wichtigsten Weihnachtsbräuche in Deutschland bekannt sind: Welche kuriosen und witzigen Weihnachtsbräuche kennen andere Länder rund um den Globus? Ein kleiner Überblick:
Polen
Ganze zwölf Gänge für die Monate eines Jahres und die zwölf Apostel Jesu umfasst ein polnisches Weihnachts-Festmahl. Da man in Polen besonders gastfreundlich ist, legt man sicherheitshalber ein Zusatzgedeck für einen unerwarteten Besucher auf. Übrigens: In Polen existiert auch der Brauch, Stroh unter die Tischdecke zu legen. Jeder der eingeladenen Gäste zieht an einem Halm. Die Länge des gezogenen Halms soll Auskunft über das zu erwartende Alter der betreffenden Person geben.
Schweden
Während bei uns an Weihnachten traditionell Sendungen wie "Kevin – Allein zu Haus" oder "Aschenbrödel" im Fernsehen laufen, wird in Schweden das Weihnachtsfest mit einer "Donald Duck"-Sendung am Nachmittag eingeläutet. Zudem bringt in Schweden nicht das Christkind die Geschenke, dort ist der sogenannte Julbock, ein Ziegenbock aus Stroh, für die Verteilung der Präsente zuständig. Das Tier ist eine populäre Weihnachtsdeko in dem skandinavischen Land.
England
Am letzten Freitag vor Heiligabend lassen es die Briten traditionell krachen und feiern mit viel Alkohol auf den Straßen den sogenannten "Mad Friday", den verrückten Freitag. Die Menschen singen, tanzen und haben Spaß. Außerdem wird auf der Insel am 26. Dezember traditionell der "Boxing Day" begangen, an dem Angestellte von ihrem Arbeitgeber ein Präsent erhielten – die Christmas box.
Griechenland
Vom 24. Dezember bis 5. Januar brennen in Griechenland zwölf Nächte lang Weihnachtsfeuer, um böse Kobolde zu vertreiben. Das größte Stück Holz wird allerdings in der Heiligen Nacht verbrannt, um das Christkind zu wärmen.
Russland
In Russland feiert man das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest 13 Tage nach dem deutschen Weihnachtsfest, also am 6. Januar. Die Weihnachtsgeschenke bringt hier Väterchen Frost allerdings an Silvester. Die Familien versammeln sich um einen Weihnachtsbaum und essen gemeinsam.
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