Eiben sind hierzulande nur selten zu finden und zählen zu den ungewöhnlichsten Bäumen überhaupt. Dabei handelt es sich bei der 1994 als Baum des Jahres auserkorenen und unter Naturschutz stehenden Eibe eigentlich um eine Baumart, die einst weit verbreitet war.
Der Eibenbaum
Dass die Eibe so selten geworden ist, liegt an den besonderen Eigenschaften ihres Holzes, die den Baum ungeheuer begehrt machten. Es ist ihrem langsamen Wachstum geschuldet, dass sich die Bestände nach eifrigem Fällen in den vergangenen Jahrhunderten kaum erholen. Dabei ist ausgerechnet die Eibe ein Baum, der wegen seiner erstaunlichen Regenerationskräfte als Lebensbaum und unter anderem in der heidnischen, römischen und griechischen Mythologie eine tragende Rolle spielt. Dass der Eibe magische Kräfte zugesprochen werden, ist auch an ihrer Verwendung zur Fertigung von Zauberstäben zu erkennen.
Eigenschaften von Eibenholz
Eiben können sehr alt werden und sind kaum von Schädlingsbefall betroffen. Der älteste deutsche Baum, eine Eibe, soll über 1000 Jahre alt sein. Als einziger heimischer Nadelbaum ist die Eibe harzlos. So schön und besonders der bis zu 25 Meter hoch wachsende Baum ist, so giftig ist er. Alle Bestandteile bis auf den roten Samenmantel der reifen Früchte können bei Verzehr für den Menschen tödlich sein. Marmelade aus Eibenfrüchten gilt als Delikatesse. Einige der in der Eibe enthaltenen Toxine werden in der Schulmedizin und der Naturheilkunde als Medikamente verwendet.
Verarbeitung und Besonderheiten
Eibenholz ist ein sehr schweres, zähes und elastisches Holz, das sich bestens als Drechslerholz und zum Schnitzen eignet. Auch bei Feuchtigkeit ist es sehr dauerhaft. Weder im Holz noch in der Rinde sind Harzspuren zu finden. Die Grenzen der Jahrringe sind gut zu erkennen, was das Holz sehr attraktiv macht. Es verfügt über hervorragende Trockeneigenschaften und lässt sich gut mit Sägen und dem Schnitzmesser bearbeiten. Eibenholz kann spiegelglatt bearbeitet und sehr gut schwarz gebeizt und poliert werden. Die Oberfläche von Eibenholz eignet sich für die Behandlung mit allen gängigen Mitteln.
Bei der Arbeit mit Eibenholz ist Vorsicht geboten: Manche Menschen reagieren auf den Holzstaub der Eibe mit Kopfschmerzen und Schleimhautreizungen. Aufgrund seiner Giftigkeit empfiehlt es sich, aus Eibenholz keine Löffel, Kinderspielzeuge oder ähnliche Gegenstände, die in den Mund genommen werden, zu schnitzen.
Verwendung
Eibenholz ist ein Spezialholz, das wegen seiner Seltenheit in der industriellen Verwendung kaum eine Rolle spielt. Noch heute werden die Schiffchen für Webstühle gern aus Eibenholz gefertigt. Auch für die Fertigung von Fasshähnen, Musik- und Messinstrumenten ist Eibenholz begehrt. Im Mittelalter und früher galt Eibenholz als das ideale Bogenholz. Auch Ötzi, die Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen, trug einen Eibenbogen bei sich.
In erster Linie ist Eibenholz heutzutage jedoch ein beliebtes Drechsler- und Schnitzholz. Aufgrund seiner attraktiven, homogenen Optik und der herausragenden Beständigkeit verwenden es Künstler gern für die Fertigung wertvoller Skulpturen.