Der Herrnhuter Stern leuchtet zur Weihnachtszeit aus Fenstern, schmückt Hauseingänge, Tannenbäume und Weihnachtsmärkte – und das nicht nur in Deutschland. Er gilt als Ursprung aller Weihnachtssterne und wird seit über 100 Jahren in Handarbeit in der Oberlausitz in Sachsen hergestellt. Woher aber kommt der populäre und charakteristische Stern mit seinen vielen Zacken und wie begann seine Erfolgsgeschichte?
Inhaltsverzeichnis
Herrnhuter Stern – beliebte Weihnachtsdeko
Der berühmte Herrnhuter Stern ist ein echter Klassiker des alljährlichen weihnachtlichen Festschmucks und aus Geschäften, Wohnzimmern, Weihnachtsmärkten und Kirchen in der Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Das besinnliche Leuchten des Sterns ist eine schöne Tradition, die Mitte des 19. Jahrhunderts begann und seitdem die Adventszeit in Deutschland und weltweit erhellt. So leuchtete er beispielsweise auch schon in der Innenstadt von Sankt Petersburg, in der Liverpooler Kathedrale und im Bundeskanzleramt. In den USA und Südafrika wird er beispielsweise als "Moravian Star" (mährischer Stern) bezeichnet. Der Stern soll den Stern von Bethlehem symbolisieren, der den Menschen den Weg zu Jesus Geburtsstätte in Betlehem wies. Der Weihnachtsstern ist in vielen Familien ein beliebtes Bastelritual des 1. Advents geworden.
Ursprung und Tradition des Herrnhuter Weihnachtssterns
Die Geschichte des Herrnhuter Sterns nimmt ihren Ausgang in dem Örtchen Herrnhut in der Oberlausitz (Sachsen). 1722 fanden dort Flüchtlinge aus dem katholischen Böhmen und Mähren Zuflucht, die aufgrund ihres lutherischen Glaubens in ihrer Heimat verfolgt wurden. Einige Jahre später gründeten diese die Herrnhuter Brüdergemeine (kein Tippfehler, das fehlende "d" ist auf den früheren Sprachgebrauch zurückzuführen und hat sich bis heute gehalten), eine evangelisch-freikirchliche Glaubensgemeinschaft, die in über 35 Ländern auf allen Kontinenten Mitglieder hat. Diese sehen in ihrem Glauben Jesus Christus als Mittelpunkt.
Die Herrnhuter Brüder waren auf der ganzen Welt in Sachen Mission unterwegs, um die christliche Botschaft zu verbreiten sowie ihr Lebensideal vom gemeinsamen Beten und Arbeiten im Dienste Gottes. Zugleich gründeten sie weitere Tochtergemeinden in Deutschland. Die Kinder der Missionare besuchten in Deutschland Internatsschulen und waren so von ihren Eltern getrennt, die in Afrika und Asien missionierten.
Im Jahr 1820 berichtete ein Nieskyer Internatsschüler in einem Tagebuchbericht über einen Stern aus buntem Papier, der 110 Zacken besaß und durch eine Lampe erhellt wurde. Das Basteln von Sternen als Symbol für die Weihnachtsgeschichte rund um die Geburt Jesu war an den Internatsschulen der Brüdergemeine ein beliebter Zeitvertreib in der Adventszeit. Außerdem tröstete es darüber hinweg, dass die eigenen Eltern tausende Kilometer entfernt von Herrnhut lebten. Nicht zuletzt passte der Stern auch zum Weihnachtslied der Brüdergemeine: "Morgenstern auf finstre Nacht" von Johann Scheffler.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte sich schließlich der schöne Weihnachtsbrauch, mit dem Stern die Adventszeit einzuläuten. Neben Krippe, Weihnachtsbaum und Co. ist auch der charakteristische Weihnachtsstern aus der Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken.
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Der Geschäftsmann Pieter Hendrik Verbeek konstruierte 1897 den ersten stabilen, zusammensetzbaren Stern, der auch verschickt werden konnte und verkaufte ihn in seinem Laden in Herrnhut. 1925 meldete er schließlich das Patent für den ersten körperlosen Stern an. Dieses Modell mit 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken entspricht der heute üblichen Bauweise. Anschließend begann er die Massenfertigung und den Vertrieb der Original Herrnhuter Sterne in seiner neu erschaffenen Manufaktur. Nach der Wende wurde aus dem Betrieb die Herrnhuter Sterne GmbH. Noch heute werden in vielen Missionsorten auf der Welt Herrnhuter Sterne als Adventsschmuck in Handarbeit gefertigt.
Aussehen und Arten des Herrenhuter Sterns
Die Idee für den Weihnachtsstern soll zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mathematik-Unterricht geboren sein. Ein Mathematiklehrer wollte den Kindern der Herrnhuter Missionare damit geometrische Formen näherbringen. Tatsächlich eignet sich der Weihnachtsstern mit seiner charakteristischen Form wunderbar als Anschauungsobjekt im Geometrie-Unterricht. Denn Herrnhuter Sterne sind sogenannte Sternkörper, die aus einem Rhombenkuboktaeder zusammengesetzt sind. Dieser besteht aus
- 26 Flächen,
- acht dreieckigen Zacken und
- 17 viereckigen Zacken.
Der Stern wird allerdings erst nach dem Kauf zusammengebaut, als Hilfsmittel dienen dabei Montageklammern, ein Aufhängesteg und zwei Reservezacken. Für die Bastelei braucht es neben etwas Geschick vor allem auch Geduld.
Wer die Wohnung oder das Haus mit einem Herrnhuter Weihnachtsstern festlich dekorieren möchte, hat die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Größen der Papier- und Kunststoffsterne: 13 cm, 40 cm, 60 cm, 70 cm und 80 cm. Um den Eingangsbereich zu schmücken oder auch für den Weihnachtsbaum im Garten und öffentliche Veranstaltungen wird der Stern in Durchmessern von 8 cm (Miniaturstern), 13 cm, 40 cm, 68 cm und 130 cm produziert. In Kirchen und öffentlichen Gebäuden leuchten in der Weihnachtszeit Sonderanfertigungen von Herrenhuter Sternen, die einen Durchmesser von fast zwei Metern haben.
Herstellung der Herrnhuter Sterne
Der bekannte Weihnachtsstern stammt aus der traditionsreichen Herrnhuter Manufaktur, in der laut Unternehmenswebsite jedes Jahr etwa 700.000 Sterne in liebevoller Handarbeit hergestellt werden. Hier leimen, falten und kleben die Mitarbeiterinnen Tag für Tag kleine und große Zacken aus Papier. Bei der Fabrikation der Kunststoffsterne erhält die Belegschaft beim Formen der Zacken Unterstützung durch Maschinen. Die meisten Sterne werden dann als Bausatz über den Online-Handel oder den spezialisierten Bastel-Einzelhandel abgesetzt. In der Weihnachtszeit sieht man die Herrnhuter auch auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland, wo sie den berühmten gezackten Stern verkaufen und wertvolle Tipps zum Zusammenbau geben.
FAQ zur Geschichte und Tradition der Herrnhuter Sterne
Der Herrnhuter Stern kommt, wie sein Name bereits sagt, aus der Kleinstadt Herrnhut in der Oberlausitz (Sachsen). Namensgeber und ursprünglicher Hersteller ist die Herrnhuter Brüdergemeine.
Der echte Herrnhuter Stern besteht aus 25 Zacken – 17 viereckige und acht dreieckige Spitzen.
Traditionell leuchtet ein Herrnhuter Stern in Weiß oder Rot – eine weiße Zacke für die Reinheit Jesu, eine rote Zacke für das vergossene Blut am Kreuz. Doch es gibt noch viele weitere Farbkombinationen.
Die Herrnhuter Sterne werden von der Herrnhuter Sterne GmbH bis zum heutigen Tag größtenteils in Handarbeit produziert. Lediglich bei den Kunststoffsternen helfen Maschinen beim Formen der Spitzen.
Neben dem Herrnhuter Stern gibt es noch weitere berühmte Adventssterne aus Sachsen, zum Beispiel den Haßlauer Stern oder den Hartensteiner Stern.
Herrnhuter Stern – Weihnachtsstern mit Tradition und froher Botschaft
Leuchtete der Herrnhuter Stern früher meist nur in evangelischen Kirchen und in privaten Heimen, hat der Stern als echter Klassiker in Sachen Weihnachts- und Adventsschmuck mittlerweile weite Verbreitung gefunden und hängt in Rathäusern, Einkaufszentren und auf Weihnachtsmärkten. Es ist vor allem seine zeitlose, ästhetische Form, seine Geschichte und seine frohe Botschaft, die Menschen auf der ganzen Welt in den Bann zieht.
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