Blondgelockt mit weißem Rauschekleid, Flügeln und Heiligenschein: So stellen wir uns die Figur des Christkinds vor, das am Weihnachtsabend die Augen der Kleinsten leuchten lässt. Denn das Christkind bringt einem jahrhundertealten Brauch zufolge den Kindern die Geschenke. Aber kennen Sie auch die Geschichte hinter dem Engel?
Inhaltsverzeichnis
Christkind oder Weihnachtsmann
Alle Jahre wieder kommt das Christkind – so kennen es viele im christlichen Glauben aufgewachsene Menschen von Kindesbeinen an. Für die Bezeichnung der Person, die den Kindern zu Weihnachten die Geschenke bringt, ist im deutschsprachigen Raum eine Zweiteilung erkennbar: Während im Norden und Osten Deutschlands der Weihnachtsmann an Heiligabend Präsente verteilt, erscheint im Süden und Westen sowie in Österreich und der Schweiz das Christkind, um die Geschenke unter den Tannenbaum zu legen. In Zahlen ausgedrückt: 45 Prozent der Deutschen gaben bei einer Umfrage an, dass in ihrer Familie beziehungsweise engeren Verwandtschaft der Weihnachtsmann als Überbringer der Weihnachtsgeschenke angesehen wird, 39 Prozent nannten das Christkind. Doch wie ist das Christkind entstanden, wie kam es zu der Erzählung vom Christkind?
Herkunft und Bedeutung des Christkinds
Um zu verstehen, wie die Vorstellung vom Christkind entstand, machen wir eine Reise in die Vergangenheit. Im vierten Jahrhundert lebte der heilige Nikolaus als Bischof von Myra in der heutigen Türkei. Er war ein mildtätiger und gütiger Mensch, der vor allem ein Herz für arme Menschen hatte. Später entstandene Legenden machten ihn schließlich zu einem der meistverehrten Heiligen, aber auch zum Geschenkebringer. Mehr zum Heiligen Nikolaus erfahren Sie in unserem Artikel: "Warum feiern wir Nikolaus? Geschichte & Bedeutung des Heiligen".
Wer hat das Christkind "erfunden"?
Den Protestanten war die Heiligenverehrung und somit auch der heilige Nikolaus allerdings ein Dorn im Auge. Sie fanden den Nikolausbrauch ein "kyndisch ding" und lehnten ihn rundweg ab. Deshalb soll Martin Luther im 16. Jahrhundert das Christkind als Gabenbringer eingeführt haben – als Gegenentwurf zum Nikolaus. Das Fest der Geburt Christi sollte in den Mittelpunkt rücken und sich auch im weihnachtlichen Brauchtum wiederfinden. In protestantischen Regionen legte man die Bescherung von da an auf den 25. Dezember, das Weihnachtsfest.
Das ursprüngliche Christkind sah dem neugeborenen Jesuskind recht ähnlich. Doch die Figur des Christkinds nahm eine eigenständige Entwicklung. Über die Jahre festigte sich bei den Menschen die Vorstellung des Christkinds als ein engelsähnliches Wesen, das optisch nicht mehr viel mit Jesus gemeinsam hatte. Die Darstellung als Engel rührt vermutlich aus Umzugsbräuchen und Krippenspielen, bei denen meist auch Engel von einem "Christkind" angeführt wurden. Auch eine Verbindung zum Fest der heiligen Lucia am 13. Dezember ist denkbar. In den skandinavischen Ländern tragen Mädchen an diesem Festtag weiße Gewänder und einen Lichtkranz auf dem Kopf – und sehen damit unserer Vorstellung vom Christkind verblüffend ähnlich.
Das Christkind fand zunächst im evangelischen Deutschland Verbreitung, später auch im Rheinland und im süddeutschen Raum. Mit der Reformation führte die evangelische Kirche den Heiligabend neu als Tag der Bescherung ein.
Ist das Christkind weiblich oder männlich?
Doch als "Christ-Kind" wird nicht nur die blondgelockte Gabenbringerin bezeichnet, sondern auch die Darstellung des in der Weihnachtskrippe liegenden, neugeborenen Jesus. Alternativ verwendet man auch Begriffe wie heiliges Kind, Jesulein oder Jesusknäblein. Hier erscheint das Christkind stets als männliche Person.
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